Siegel der Schatten von heavenfly ================================================================================ Kapitel 22: Beweise ------------------- Hah! Ich hatte sogar mehr Kapitel geschrieben als gedacht und da heute Halloween ist und ich mich auch storytechnisch direkt darauf zubewege gibts das vorletzte und das letzte in meiner Pipeline jetzt auch noch!! Viel Spaß!! 22. Beweise Yami blinzelte leicht und machte Yuugi dann mit einer knappen Geste darauf aufmerksam, dass er es schon wieder beobachtet hatte. Doch Yuugi schüttelte nur kaum merklich mit dem Kopf. Schon als die Schüler die reich mit Schriftzeichen, Gold und Skulpturen verziehrte Grabkammer betreten hatten, hatte Harry den beiden Lehrern und dabei besonders Yami einen so seltsamen Blick zugeworfen. Das hatte sich auch während der bisherigen Unterrichtsstunde nicht geändert, doch Vermutungen ihrerseits führten zu nichts. Weder Yami noch Yuugi waren sich einer falschen Handlung bewusst, die plötzlich das Misstrauen des Gryffindores geweckt haben könnten und da Harry ihnen erst am vergangenen Tag in Verteidigung gegen die Dunklen Künste ganz normal, wenn auch wie üblich recht reserviert, begegnet war, waren seine beobachtenden Blicke nicht zu erklären. Doch Yuugi war mitten in seinen Erklärungen zum heutigen Stundenthema, den Pharaonen des Alten und Mittleren ägyptischen Reiches und konnte daher auch nicht weiter auf Yamis Beobachtung eingehen. Dieses Mal schien auch Hermine Harrys Blick bemerkt zu haben, denn sie lehnte sich zu ihm hinüber und flüsterte leise und hastig auf ihn ein. Danach wandte sich der Gryffindor wieder den Hieroglyphen an der Wand zu und lauschte scheinbar interessiert Yuugis Ausführungen. Dennoch machte er auf Yami nicht den Eindruck eines Menschen, der beim Starren erwischt worden war und der sich nun peinlich berührt abwandte. Erneut überlegte der ehemalige Pharao, ob sie mit irgendetwas seit gestern die Aufmerksamkeit des Gryffindors geweckt haben könnten. Doch er war sich sicher, dass niemand ihr Verlassen des Hogwartsgeländes am Abend bemerkt haben konnte und am Morgen bei ihrer Rückkehr waren sie auch niemandem begegnet. Dass Harry ihnen nicht ganz über den Weg traute, war nichts neues, denn allzu oft hatten sich Yami und Yuugi unabsichtlich falsch für ihre Rolle als harmlose Muggel verhalten. Das war nicht mehr zu ändern, begründete aber nicht das plötzliche Interesse des jungen Zauberers. Doch wie sie schon gleich zu Beginn der Stunde festgestellt hatten – Grübeleien brachten Yami und Yuugi der Antwort auch nicht näher. Also rief sich der Pharao innerlich zur Ordnung und folgte nun ebenfalls dem Unterrichtsgeschehen. Yuugi erklärte gerade einiges zum Pharao Cheops in dessen Pyramide sie sich soeben indirekt befanden. Auch dieses Mal hatte Professor Binns ihnen diese äußerst passende Kulisse einer Pharaonengrabkammer für ihre Unterrichtsstunde mittels Zauberei ermöglicht und die Schüler hatten nicht schlecht gestaunt. Yuugi hatte sogleich mit Erklärungen zum Beginn des Pyramidenbaus und der für den Bau verantwortlichen Herrscher anhand vorhandener Gemälde an den Steinwänden begonnen. Er würde auch noch einiges zu den wichtigsten Herrschern bis zur 10. Dynastie der ägyptischen Geschichtsschreibung ausführen, bevor Yami sich dem Mittleren Reich zuwandte. Während sein zweites Ich zu den Schülern der siebten Klasse sprach, bewunderte Yami immer wieder die Leidenschaft und Begeisterung, die in jedem Wort Yuugis mitschwang. Damals im ersten Semester ihres Studiums hatten beide nur gähnen können, als die Pharaonen und ihre historische Bedeutung auf dem Stundenplan standen. Einen Lehrer wie Yuugi hätte sich Yami damals durchaus gewünscht. Da wurde selbst ihm nicht langweilig, obwohl das alles für ihn nicht unbekannt war. Noch ein paar Mal schweiften Yamis Blicke während der nächsten Minuten zu Harry Potter hinüber, doch der junge Mann hing nun genau wie die anderen Schüler gebannt an Yuugis Lippen und langsam glaubte der ehemalige Pharao, dass er einfach nur zu viel in eine harmlose Sache hineininterpretiert hatte. Dann kam das Stichwort und er war an der Reihe, sein Wissen um seine Vorfahren den Zauberschülern zu vermitteln. Geschmeidig stieß sich Yami von der Wand ab und trat neben seinen Seelenpartner. +-+-+-+-+-+-+ Yami Atemu hatte kaum den Ausblick auf das Thema der kommenden Geschichtsstunde beendet, als Harry auch schon aufsprang und sich so unauffällig wie möglich, aber doch eilig an den anderen Schülern vorbei nach draußen schob. Ein Blick nach hinten bestätigte ihm, dass Hermine, Ron und Draco knapp hinter ihm waren. Draußen auf dem Gang angelangt eilten sie die wenigen Schritte bis zur nächsten Gangbiegung, sahen sich kurz um und murmelten alle hastig einen Tarnzauber. Leider passten sie zu viert nicht vollständig unter Harrys Tarnumhang, und deshalb waren besonders die Sprüche, die sie vor allen Augen verbargen sehr wichtig. Nun würde sie zumindest keiner der Schüler, die ihnen folgten, sehen oder hören. Dicht an die Wand gepresst, um von niemandem angerempelt zu werden und sich so zu verraten, warteten die Zauberer darauf, dass Draco seinen Verschleierungszauber sprach, der nur auf das Verbergen von Magie abzielte und zum geheimen Wissen der Familie Malfoy gehörte. Und obwohl sie sich beeilen mussten, warteten die drei jungen Männer auch noch darauf, dass Hermine weitere Flüche aussprach, die sie alle nicht nur vor den Augen der Porträts und der Professoren, sondern auch vor dem Schulleiter verbergen würden – wenn Albus Dumbledore nicht gerade neben ihnen stand. Doch da wo sie hin wollten, würde der alte Professor nicht sein. Dennoch waren sie heute noch viel besser geschützt, als in der vergangenen Nacht in jenem Muggeldorf und das hatte seinen guten Grund. Mit Dracos und Hermines Flüchen ausgestattet, würden nun selbst Remus oder Dumbleore nicht bemerken, wenn Harry und seine Freunde zauberten – und das galt hoffentlich auch für die beiden Personen, denen dieser ganze Aufwand galt. Während sie warteten, konsultierte Harry die Karte der Rumtreiber und nickte dann bestätigend, als die anderen drei ihn fragend anblickten. „Wir können. Sie sind immer noch im Klassenraum.“ Eilig blickten sich alle um und eilten dann weiter den Gang entlang, in dem Bemühen, keinen der Schüler zu berühren, die fröhlich schwatzend zu ihren nächsten Fächern eilten. Eigentlich hatten alle vier noch eine Stunde Verwandlung, aber das hier war wichtig genug, um selbst McGonagalls Zorn zu riskieren. Nach wenigen Metern hatten sie einen breiten Wandteppich erreicht, der wie geschaffen schien, um eine Geheimtür zu verbergen. Entsprechend hatte auch schon mindestens jeder dritte Schüler einmal dahinter geblickt, ohne jedoch etwas zu finden. Bis vor fünf Stunden hatte sich hier auch noch kein Geheimgang befunden. Den hatte Hermine in ihrer freien Stunde am Morgen unter Aufbietung aller Vorsichtsmaßnahmen eigenhändig hingezaubert. Bei einem so alten Schloss voller Magie war das nicht besonders leicht gewesen und es war auch nur deshalb geglückt, weil Hermine einen Steinauflösungszauber auf Zeit angewandt hatte. Die Wände Hogwarts hatten gespürt, dass hier eine mächtige Hexe am Werk war, aber sie hatten auch erkannt, dass der Gang nur für 12 Stunden Bestand haben würde und dann wieder massiver Stein den illegalen Weg in Professor Binns Vorbereitungszimmer versperren würden. Nur aus diesem Grund hatte Hogwarts sich nicht gegen die künstliche Veränderung gewehrt, wie das sonst bei diversen Baumaßnamen schon vorgekommen war. Vorsichtig verschwanden die vier einer nach dem anderen hinter dem Wandbehang und atmeten endlich des erste mal wieder etwas erleichtert auf. Die Hälfte war geschafft. Im Licht von Rons Zauberstab kontrollierte Harry erneut die Karte, doch Yami Atemu und Yuugi Mutô befanden sich noch immer im Klassenraum. Die letzten Schüler verließen soeben erst das Zimmer und Harry glaubte gar nicht so recht, dass wirklich bisher nur drei Minuten vergangen waren. Die Zeit war ihm unendlich viel länger vorgekommen. Trotzdem mussten sie sich beeilen und so schlichen sie so schnell wie möglich den Gang entlang. Das Ende lag hinter einem großen Bücherregal und Hermine und Draco räumten eilig einige Bücher etwas zur Seite, damit sie den Raum überblicken konnten. Dann griff Hermine in ihre große Schultasche und holte ein schlafendes Pilah hervor. Ron hatte es am morgen bei Hagrid heimlich entwendet und Hermine hatte es mit einem sanften Schlafzauber belegt, damit es sich nicht durch Maunzen verriet. Jetzt weckte das Mädchen das kleine geflügelte Kätzchen, dessen Fell ganz unbewusst Hermines braun-rot-violette Aurenfarbe angenommen hatte. Leise maunzend blickte es sich um, doch Hermine setzte das Kleine sofort auf das Regal und ließ es danach einige Meter durch die Luft auf einen weiter entfernten Bücherstapel auf dem Schreibtisch schweben. Als ahnte das Pilah, was von ihm verlangt wurde, blieb es bei dieser ungewöhnlichen Flugeinlage ohne Beteiligung der eigenen Flügel völlig still und rollte sich dann brav auf dem obersten Buch zu einer kleinen Kugel zusammen. Das Fell des Pilah war wieder golden, denn nun war kein magisches Wesen mehr in unmittelbarer Nähe, so dass das Tier seine unschuldige, eigene Aura annahm. Das alles war keinen Moment zu früh geschehen, denn plötzlich öffnete sich die Tür und Yami Atemu sowie Yuugi Mutô traten ein. Beide lachten leise und Yuugi schloss die Tür hinter sich. „Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut du dich als Lehrer machst. Warum hängen wir an das Ägyptologiestudium nicht noch einen Lehramtstudiengang dran? Heute hab selbst ich dir gern zugehört, obwohl ich das Thema schon in und auswendig kenne. Selbst mein Vater war dagegen eine Schlaftablette.“ Yami blieb mitten im Zimmer stehen, drehte dem Bücherregal und damit den vier Beobachtern den Rücken zu und blickte seinen Freund verschmitzt lächelnd an. „So und was genau stellst du dir als zweites Fach für meine Lehrerlaufbahn vor? Monsterbeschwörung, Waffenkunde oder Im-ägyptischen-Sand-herumbuddeln? Auf alles andere hab ich nämlich keine Lust, weil es mich absolut nicht interessiert. Aber ich glaube nicht, dass so etwas an der Domino-Uni gelehrt wird!“ Damit trat Yuugi dicht an den anderen heran und legte seine Arme um die Hüften Yamis. Dieser nickte leicht und legte den Kopf nachdenklich schief. „Vielleicht erlaubt Professor Dumbledore uns hier ein Zweitstudium? Ich seh schon dein zukünftiges Fach: Kochen mit Yuugi im Hogwarts-Kerker.“ Yuugi verzog empört das Gesicht, schlug spielerisch nach dem anderen, stimmte dann aber in das Lachen ein. „Aber nur, wenn Joey und Tristan unsere Zutaten schneiden und Seto den Vorkoster macht!“ Beide prusteten lauthals los und Harry und die anderen konnten nur verständnislos den Kopf schütteln. So kindisch wirkten die beiden Muggel sonst nie. Doch allmählich beruhigten sich die zwei wieder. Und dann blinzelten besonders Hermine und Ron etwas irritiert, als sich Yuugi noch näher zu dem anderen schob und ihn fest umarmte. Sein Kopf lag auf der Schulter des anderen und sein Gesicht war ganz sanft und friedlich. „Ich genieße es trotz allem, hier zu sein. Hier mit dir. Egal was diese ganzen Bedrohungen und Rätsel bedeuten, egal, was auf uns zukommt. Ich würde um nichts in der Welt an einem anderen Platz sein wollen. Nur hier mit dir.“ Erst jetzt wurde Harry und den anderen bewusst, dass die ganzen Scherzereien eben Zeichen der Unsicherheit und Angst der beiden scheinbaren Muggel gewesen waren, mit denen sie sich selbst von dem, was um sie passierte, ablenken wollten. „Auch ich bin froh, hier zu sein.“ Yamis Stimme war so sanft, dass sie kaum wieder zu erkennen war und dann trat er einen leichten Schritt nach hinten, hob Yuugis Kopf mit der freien Hand ein wenig an und küsste die roten Lippen sanft, zärtlich und voller Liebe. Ron lief promt rot an, Hermine bedeckte vor Staunen ihren Mund und Harry konnte nicht umhin festzustellen, dass er noch nicht oft ein so harmonisches Paar gesehen hatte. Nur Draco schien von dem ganzen Geschehen unberührt zu bleiben, denn er blickte immer wieder ungeduldig zwischen dem Pilah und den beiden Menschen hin und her. Als hätten die zwei Lehrer für die Geschichte Ägyptens Dracos Ungeduld gespürt, lösten sie sich nun wieder von einander und Yuugi ging hinüber zum Schreibtisch, um einige Blätter hochzuheben. Gespannt beobachteten Draco, Harry, Ron und Hermine die Fellfarbe des Pilah und wie erwartet verfärbte sich nichts. Das Gold blieb vorhanden, als würde das Pilah überhaupt nicht auf die Anwesenheit des so nahen Wesens reagieren. „Sie waren ziemlich fasziniert von den alten Pharaonen. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass wir sie so fesseln können. Egal, was du von meinen Lehrerqualitäten hälst!“ Yami grinste nur erneut auf diese Worte seines Freundes und meinte dann: „Es ist ein Anfang. Irgendwann können wir dann zu meiner Zeit und den Schatten übergehen und ich denke, einige würden es sogar verstehen und akzeptieren. Aber das dauert noch eine Weile.“ Yuugi drehte sich nachdenklich um. „Oh, ich glaube nicht, dass wir so pessimistisch sein müssen. Du hast gesehen wie McGonagall-san und Dumbledore-sama reagieren und Lupin-san ist auch erstaunlich ruhig geblieben, als wir ihm die letzten beiden Male begegnet sind. Vielleicht unterschätzen wir sie sogar. Vielleicht sind sie eher bereit, die Schatten als etwas Mächtiges aber Gutes zu akzeptieren, als wir jetzt glauben.“ Kurz schwiegen beide. Dann zuckte Yuugi mit den Schultern. „Aber es bringt nichts, uns darüber die Köpfe heiß zu denken. Lassen wir es auf uns zu kommen. Wir sollten lieber etwas produktives tun und die nächste Stunde vorbereiten.“ Yami nickte nur und drehte sich zum Bücherregal um. Eilig wichen die vier Beobachter, die nur die Hälfte des Gespräches wirklich verstanden hatten, in den finsteren Gang zurück, obwohl sie nach der ganzen Zeit, in der sie nun schon unentdeckt geblieben waren, sicher sein konnten, dass die angeblichen Muggel ihre Tarnzauber nicht spüren oder durchschauen konnten. Yami griff sich jedoch ohne wirklich hinzusehen ein Buch von einem Stapel auf dem Fußboden vor dem Regal und ging zurück Richtung Schreibtisch. Harry, Hermine, Ron und Draco schlichen sich wieder nach vorn, um alles verfolgen zu können, was nun geschah. Zu ihrem Leidwesen blieb Yuugi jedoch am Schreibtisch stehen, als sich Yami auf den Stuhl davor setzte und in dem Buch blätterte. Damit war Yuugi näher zum Pilah und dieses konnte nicht auf die Aura des anderen Mannes reagieren – sofern es überhaupt eine Reaktion geben würde. Also blieb Hermine, die am weitesten vorn stand, gar nichts anderes übrig, als erneut ihren Zauberstab zu schwingen und den Bücherstapel gezielt ins Rutschen zu bringen. Sie hoffte einfach, dass der Zauber nicht bemerkt werden würde, aber wenn doch, war es zumindest zu spät, um die Konsequenzen zu verhindern. Als die Bücher mit lautem Poltern vom Schreibtisch herunterfielen, wich Yuugi erschrocken zurück und Yami wollte sich ebenfalls mit einem Satz in Sicherheit bringen. Doch dann fiel ihm ein kleiner, vor Angst heftig maunzender Fellball in den Schoß und der junge Mann blieb geistesgegenwärtig auf seinem Stuhl sitzen. Harry, Hermine, Ron und Draco bemerkten nur am Rande, dass Yuugi wie im Reflex an seine Seite fasste, wo wie immer das goldene Etui mit dem Auge des Horus an einem der Gürtel befestigt war. Sie hatten alle vier nur Augen für das Pilah in Yami Atemus Schoß, welches sich heftig mit den kleinen krallenbewehrten Tatzen gegen den Griff des Mannes wehrte und dessen Flügel in einem so unnatürlichen Schwarz regelrecht erstrahlten. Der Körper des Kätzchens war noch immer so golden wie zuvor und das – zusammen mit dem seltsamen Schwarz – verblüffte die vier Beobachter so sehr, dass sie beinahe nicht darauf achteten, was weiter geschah. Erst als Yami leise auf das Pilah einzureden begann und es sich in seinen sanften Händen allmählich beruhigte, wurde Harry und den anderen bewusst, dass fast zwei Minuten vergangen waren, in denen zwar unglaublich viel passiert, aber nichts gesprochen worden war. Einmal darauf aufmerksam geworden, richteten sich ihre Blicke ganz auf Yuugi, der wie erstarrt einen Schritt hinter Yami stand und gleichzeitig den Raum misstrauisch beäugte und seinen Freund alarmiert ansah. Yami hatte nun den Kopf zu Yuugi gedreht, denn das Pilah hatte sich vollendens beruhigt und stand still auf dem Schoß des Mannes, die Tatzen auf die Hand abgestützt. Und noch immer fiel kein Wort. Jeder andere hätte sich in Mutmaßungen ergangen, um Hilfe gerufen oder zumindest gefragt, ob alles in Ordnung war, aber nicht diese beiden! Was bedeutete das alles? Endlich, nach weiteren ewigen Sekunden der Stille brach Yami das Schweigen, doch was er sagte, klang eher wie die Fortsetzung eines Gespräches, nicht wie der Beginn. „Du hast recht, ich finde auch nichts. Dabei riecht es so verdächtig nach einer Falle.“ Yuugi nickte und löste die Hand wieder von der goldenen Box an seiner Seite. „Es würde zu Hermine passen, aber so gut können ihre Tarnzauber doch gar nicht sein. Sie müssten doch irgendwo hier im Raum sein, um den Bücherstapel ins Wanken zu bringen. Aber da ist nichts.“ „Vielleicht bilden wir uns das Ganze nur ein, weil Harry vorhin so seltsam gekuckt hat. Wir haben wohl beide halbwegs auf eine Aktion von ihm gewartet, aber da hier nun mal keiner ist, kann es nur ein Zufall sein, dass das Pilah hier ist.“ Yami stubste besagtes Kätzchen an und es fiel in seinen Schoß zurück. Dabei flimmerte das Schwarz der Flügel im Licht der Herbstsonne leicht violett und Schlieren wie von Nebelschwaden wurden darin sichtbar. Es erinnerte ein klein wenig an die lichtschluckende Finsternis die immer um die Fremden bei den nächtlichen Begegnungen geherrscht hatte – nur ungleich düsterer und dichter. „Vielleicht warten sie auch draußen darauf, dass du das Kleine fortbringst, damit sie deine Aura sehen können. Halb und halb hatten wir ja mit so was gerechnet. Eigentlich erstaunlich, dass es erst jetzt dazu gekommen ist. Hermine hatte ja schon damals diesen entschlossenen Blick, dich mit einem Pilah zusammen zu sehen.“ „Egal ob Zufall oder Absicht, es ist besser, wenn du das Kleine zu Hagrid bringst. Ich bin sowieso der Meinung, wir müssen nicht mehr viel vorbereiten. Als nächstes sind die Hieroglyphen dran und das beherrschst selbst du im Schlaf. Lass uns verschwinden. Außerdem hatten wir diese Nacht auch nicht so viel Schlaf.“ Yuugis ganzer Körper verlor sichtlich an Anspannung und auch Yami schien nun nicht mehr nach einer Bedrohung zu suchen und saß entspannt auf dem Stuhl. Yuugi beugte sich nach vorn, nahm das Pilah in die Hand, dessen Flügel sich promt völlig golden färbten und hauchte dann einen leichten Kuss auf Yamis Lippen. „Das mit dem wenig Schlaf ist ja wohl hauptsächlich deine Schuld. Wer wollte sich denn unbedingt den Frust auf ich zitiere ‚sportliche Art im Bett’ abreagieren!“ Dann musste Yuugi eilig zur Tür fliehen, denn Yami war geschmeidig wie eine Katze aufgesprungen und versetzte dem Flüchtenden noch einen Klapps auf den lederumspannten Po. „Als hättest du etwas gegen Sport!“ Damit schloss Yami die Tür hinter sich und hinterließ vier sehr nachdenkliche Jugendliche in ihrem Geheimgang. Harry war der erste, der sich bewegte und sich von seinem Beobachtungsposten entfernte. Leise, als befänden sich Yami und Yuugi noch immer in dem Raum, bewegte sich der junge Mann nach hinten und blickte seine drei Mitstreiter in dem spärlichen Licht, welches durch die Lücken zwischen den Büchern in dem Regal fiel, nachdenklich an. Doch vorerst sprach niemand ein Wort und alle vier versuchten in aller Konsequenz zu erfassen, was das gerade eben beobachtete und gehörte nun bedeutete. Natürlich war es ein hilfloses Unterfangen. Draco war der erste, der seine Stimme wieder fand. Flüsternd – obwohl das nicht mehr nötig gewesen wäre – schlug er vor, in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum zurück zu kehren. Wortlos nickten die anderen drei und dann gingen sie den Geheimgang zurück. Ron, der als letzter den Gang verließ, flüsterte noch einen Tarnzauber auf den Ausgang, damit kein Schüler oder Lehrer ihn irrtümlich entdeckte, bevor er sich am Abend wieder auflöste. Dann gingen alle vier durch die ausgestorbenen Gänge in Richtung des Gryffindor-Turmes. Erst als sie vor dem Porträt der Fetten Dame standen und diese auch beim dritten Mal nicht auf das Passwort reagierte, bemerkten sie, dass sie noch immer getarnt waren und sie grinsten sich verlegen an, bevor jeder für sich die Zauber aufhob. Gott sei dank war jetzt Unterricht, denn wie gefährlich wäre es gewesen, wenn Schüler in sie hineingelaufen wären, weil sie die vier Jugendlichen nicht sehen konnten. Erst jetzt merkten sie, wie sehr sie das gerade Gesehene wirklich beschäftigt hatte, wenn sie alle – selbst Hermine – etwas so wichtiges vergessen konnten, wie die Tarnzauber. Es war zwar nicht so ungewöhnlich, dass besonders Harry, Ron und Hermine derlei Flüche anwendeten, doch neugierige Fragen hätte es dennoch herausgefordert, wären sie erwischt worden. Innerlich noch immer aufgewühlt, betraten die vier den Gemeinschaftsraum, in dem sich einige Drittklässler und drei Sechstklässler aufhielten, die gerade keine Unterrichtsstunde hatten. Harry blickte die Freunde auffordernd an und ging dann wortlos die Treppe zum Jungenschlafsaal der Siebten hinauf. Dort war niemand, denn Seamus, Dean und Neville befanden sich alle in ihren Stunden, wo auch Harry, Ron, Hermine und Draco sich eigentlich hätten befinden müssen. Doch das war jetzt absolut unwichtig. Sicherheitshalber sprach Harry einen Verschlusszauber auf die Tür und Ron einen Antilauschzauber, bevor sie es sich pärchenweise auf Harrys und Rons Bett bequem machten. Und erst jetzt, wo sie sich sicher fühlten und jeder schon einmal seine eigenen Gedanken verfolgt hatte, begannen sie erregt miteinander zu diskutieren. All die Dinge, die Harry in der Nacht zuvor nur gedacht oder am Rande angesprochen hatte, kamen noch einmal zur Sprache. Jetzt ergab die Beschwörung, die seltsamen Schriftzeichen der Namen Yami Atemus und Yuugi Mutôs in der Sprache ihrer jeweiligen Herkunftsländer auf der Karte der Rumtreiber und das ganze seltsame Verhalten der zwei einen Sinn. „Du hattest Recht. Sie sind die Fremden. Und damit weder Muggel noch Zauberer sondern etwas ganz ... anderes.“ Hermine brachte ihre Meinungen auf einen Punkt und alle nickten zustimmend. „Das beweist auch, was wir schon die ganze Zeit ahnen. Diese Fremden sind nicht böse oder auf Voldemorts Seite, wie die Auroren immer wieder vermuten. Wenn sie Feinde wären, hätten Yami Atemu und Yuugi Mutô schon längst etwas unternehmen können, denn immerhin sind sie schon seit Wochen in der letzten Bastion, in die Du-weißt-schon-wer nicht eindringen konnte.“ Auch Ron sagte damit nur das, was alle anderen ebenfalls vermuteten. „Was bedeutet aber diese seltsame Aura. Warum war das Pilah nicht komplett schwarz? Oder was auch immer diese Farbe überhaupt war. Wieso kann schwarz überhaupt gut sein?“ Dracos Stimme drückten noch Zweifel aus, doch Hermine wusste zumindest einen Teil der Antwort. „Ich denke, dass wollten Mr. Atemu und Mr. Mutô in ihrem Unterricht sagen, als sie immer wieder betonten, dass Schatten und Dunkelheit nicht gleichzusetzen sind mit böse. Mr. Mutô hat ja vorhin auch noch mal sowas gesagt als er meinte, dass McGonagall und Dumbledore scheinbar schon soweit wären, die Schatten zu akzeptieren. Und wir haben die Finsternis in dem Dorf letzte Nacht ja alle gespürt. Das war nichts Böses, es war nur anders!“ Ron nickte: „So wie ihre Magie anders ist, scheint auch ihre Aura anders zu sein, oder habt ihr es für möglich gehalten, dass jemand der schon ab und an gekämpft haben muss – zumindest nach den guten Reflexen Yuugi Mutôs zu schließen – eine komplett goldene Aura hat. Und wie würde sonst eine goldene und eine schwarze Aura zusammen passen, wenn sie nicht einfach so fremd wären. Wir können bei diesen beiden Männern wohl wirklich nur begrenzt von dem uns bekannten Wissen ausgehen.“ „Glaubt ihr, dass sie sich deshalb so nennen – Pharao und so – weil sie sich in Ägypten so gut auskennen? Oder steckt da mehr dahinter? Yami Atemu hat vorhin irgendwas von „zu meiner Zeit kommen“ gesagt. Ob sie aus einer anderen Zeit stammen? Wir wissen ja, dass die Beschwörung sehr lang gedauert hat. Vielleicht haben Dumbledore und seine Auroren die beiden aus der Vergangenheit hergezaubert?“ Doch Hermines Gesicht zeigte deulich ihre Zweifel an ihren Worten. Draco schüttelte auch promt den Kopf: “Die zwei kennen sich viel zu gut in der Welt der jetzigen Muggel aus und Dumledore hätte zumindest vor seinen Phönixleuten und damit auch Fred und George nicht verbergen können, wenn sie einen Zeitzauber versucht hätten. Nein, da steckt was anderes dahinter und Dumbledore weiß vermutlich noch weniger als wir jetzt.“ Harry nickte: „Es gibt noch ein Problem. Die beiden haben kein Wort miteinander gesprochen, als das Pilah runtergefallen ist. Und trotzdem wussten sie, was der andere dachte. Fred und George haben das Gleiche für die Zeit unmittelbar nach der Beschwörung beschrieben. Eine Art wortlose Verständigung wie Telepathie oder sowas. Das kann ein Zauber sein, oder eine natürliche Fähigkeit. Es gibt den beiden aber eindeutig einen Vorteil, der nicht außer Acht zu lassen ist.“ Hermine nickte nachdenklich und jeder der sie kannte, wusste, dass sie schon überlegte, welcher Zauber geeignet sein könnte, trotz allem die gedanklichen Gespräche der zwei Fremden zu belauschen. „Das wird nicht leicht, weil wir ja so wenig über ihre Magie wissen, aber ich denke, ich könnte einen Spruch finden, der uns ihre Gedanken offenbart. Es gibt ein zwei gute....“ Hermines Stimme wurde leiser und sie versank in Grübeleien, aus der sie von Draco jedoch fast sofort wieder geweckt wurde. „Wir haben also zwei Menschen, die von Dumledore bei einer Beschwörung gerufen wurden. Das Ziel war Hilfe im Kampf gegen Du-weißt-schon-wen und die beiden machen mir auch nicht den Eindruck, als könnten sie sich auf seine Seite schlagen. Sie kommen mit Remus, Hagrid und allen Professoren hier gut aus, was ja eigentlich schon fast ein Beweis für ihre guten Absichten ist.“ Draco schwieg kurz und seine Stirn runzelte sich. Er selbst verstand sich nicht halb so gut mit Hagrid oder Remus Lupin, aber immerhin verachtete er die beiden nicht wegen der Tatsache, dass sie Halbriese oder Werwolf waren, sondern wollte sie einfach nicht so nah an sich heranlassen. Denn wenn er ihnen die Freundschaft anbot, war das unvermeidlich. Harry ahnte genau, was im Kopf seines Geliebten vorging und zog ihn tröstend näher zu sich heran. Niemand erwartete von Draco, dass er gegen seine Überzeugung handelte. Es reichte Harry schon, dass sein Freund Hagrid und Remus akzeptierte und mehr war auch nicht nötig. Draco drehte sich kurz zu Harry um und lächelte ihn sanft an, denn er hatte Harry auch ohne Worte verstanden und wusste das dieser ihn so nahm wie er war und seine Handlungen akzeptierte. Dann fuhr der Slytherin nachdenklich fort: „Diese beiden wurden also gerufen und besitzen sowohl Erfahrung im Kampf, als auch große – wenn auch fremde – Macht. Dumbledore denkt, dass es harmlose Muggel sind, jedenfalls muss er das denken, weil die beiden ihre Magie geheimhalten, weil sie nicht sicher sein können, ob ihre fremde Magie sie nicht als Feinde erscheinen lässt. Aber wahrscheinlich vermutet der Alte auch mehr hinter den zweien, hat aber keine Anhaltspunkte, die im verraten, dass sie die fremden Magier sind. Und dann dürfen wir nicht vergessen, warum Yami Atemu und Yuugi Mutô jetzt beschlossen haben, aktiv zu werden und mit ihren Verbündeten Todesser jagen. Du-weißt-schon-wer plant irgendwas, dass wissen auch die Auroren. Es wird um Halloween geschehen und es hat vermutlich irgendwas mit den fremden Zauberern zu tun. Deshalb versuchen sie Antworten zu finden, waren aber nicht sehr erfolgreich. So oder so wird aber in den nächsten Tagen irgendwas passieren.“ Harry nickte. Er wusste genau, was Draco andeuten wollte: „Wir müssen uns einig werden, ob wir Dumbledore sagen was wir wissen.“ Alle vier sahen sich an. „Wir können nicht schweigen. Gerade weil sie keine Feinde sind, sondern vermutlich sogar die Hilfe, die die Auroren sich erhoffen, müssen wir es ihnen sagen.“ Hermines Stimme war beschwörend, doch Harry winkte ab. Er wusste, was sie und Ron befürchteten – dass Harry in seinem Groll auf Dumbledore nichts unternehmen würde, sondern einfach nur abwarten wollte. Doch er kannte seine Verantwortung. Egal wie verwerflich er Dumbledores Taten fand, sie standen noch immer auf der selben Seite und auch wenn Harry nicht mehr wirklich glaubte, dass sie den Lord besiegen konnten, durfte er nicht so wichtiges Wissen verheimlichen und dadurch einen Sieg vielleicht verhindern. „Natürlich werden wir mit ihnen reden. Die wichtigere Frage ist eigentlich, wann?“ Hermine sah kurz zu Ron und konnte das erleichterte Aufatmen nicht ganz unterdrücken. Doch Harry ignorierte es, genau wie Draco. Der ergriff erneut das Wort: „Wir sollten ihnen Gelegenheit geben, sich selbst zu offenbaren. Sie zögern zwar noch, aber spätestens wenn Du-weißt-schon-wer tatsächlich angreift, müssen sie etwas unternehmen. Und was wir letzte Nacht gesehen haben – wie sie sich um die Unschuldigen gekümmert haben – dass überzeugt mich, dass sie zur richtigen Zeit ihr Geheimnis lüften werden. Sie werden nicht schweigen, wenn andere in Gefahr schweben.“ „Aber sollten wir Dumbledore nicht warnen? Wenn Du-weißt-schon-wer nun Hogwarts angreift um Yami Atemu und Yuugi Mutô zu fangen, ist das Risiko einfach zu groß. Dann müssen die Professoren vorbereitet sein.“ Ron war ganz offenbar nicht wohl bei dem Gedanken und dass konnten sie alle verstehen. Doch Harry schüttelte den Kopf. „Dumbledore weiß, dass Voldemort zu Halloween etwas plant. Deswegen gehen die Auroren ja schon seit Wochen auf Patrouille. Und Hogwarts ist am Dienstag garantiert der sicherste Ort den man finden kann. Nein er wird uns hier nicht angreifen. Er plant irgendetwas außerhalb, was die Fremden jedoch betrifft. Ich stimme euch aber zu. Wenn die fremden Zauberer selbst in Gefahr sind und sich nicht mehr mit ihrer Magie schützen können, oder wenn andere in Gefahr schweben, werden Yami und Yuugi zu Dumbledore gehen und ihm die Wahrheit sagen. Sollte nach Halloween jedoch noch immer nichts geschehen sein, müssen wir selbst mit dem Orden reden, denn dann wird die Gefahr für Hogwarts untragbar.“ Alle drei nickten. „Warten wir also bis zur nächsten Woche.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)